Ein kratzbürstiger Baron!

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2007 Viñas Magaña „Barón de Magaña“ (Rotwein, Navarra, Spanien)

Bevor ich auf den heute empfohlenen Wein eingehe, möchte ich zunächst „Neuleser“ des Weinlakai darauf hinweisen, dass sich am Ende eines jeden Artikels ein direkter Link in den Web-Shop eines Händlers befindet, der den Wein zu einem attraktiven Preis führt und der dem Weinlakai als seriös bekannt ist. Für die WeinWisser-Stammleser nenne ich zusätzlich eine Einkaufsquelle in der Schweiz – selbst wenn der deutsche Händler in die Schweiz liefert.

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Der aus Navarra stammende „Baron de „Magaña“ erhielt in der diesjährigen August-Ausgabe des Wine Advocate von Robert Parker satte 94 Punkte. Seltsam eigentlich, denn im Juni 2011 vergab der in der Regel mit Punkten um sich werfende Jay Miller in derselben Publikation „nur“ 89 Punkte. Grund genug für den Weinlakai, der Sache nach zu gehen.

Zunächst das Wichtigste: Der Wein ist gut, ja sogar sehr gut. Und wie das eben so ist, wenn man es mit zwei Meinungen zu tun hat: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen; zumindest, wenn man in Punkte-Sphären denkt.

Beim Jahrgang 2007 dachte ich spontan, dass ich es endlich mal wieder mit einem Wein zu tun bekomme, der schon eine gewisse Reife an den Tag legt. Denn bei einem Wein für 11,90 EUR und fünf Jahren auf dem Buckel erwartet man zumindest kein ganz infantiles Geschöpf.

Nun, falsch gedacht. Ohne großzügige Belüftung „geht“ hier relativ wenig. Die Nase zeigt sich direkt nach dem Öffnen noch sehr verschlossen und erst nach vier bis sechs Stunden in Frischluft-Kontakt blüht die Nase auf:  Rauch- und Gewürznoten, die von der 14-monatigen Zeit in Barriques zeugen, verbinden sich mit einem Wechselspiel zwischen frischen Himbeeren und Pflaumenkompott und lassen eine feine Komplexität entstehen.

Hingegen: Am Gaumen langt der Wein richtig zu. Beim ersten Kontakt im Mund ahnt man noch nichts Böses. Da ist eine schöne, rotbeerige Frucht mit frischer Säure, doch beim „Beatmen“ im Mund – und spätestens im Abgang – schlagen die Tannine mit voller Gewalt zu. Auch wenn man das plötzliche Verlangen hat, sich die Zunge zu rasieren, entgeht einem nicht der erstaunlich lange Abgang und die fette Struktur des „Baron“.

Das Alter von 5 Jahren überspielt der Magaña durch einen geradezu pränatalen Grundcharakter. Die Frage, die sich dabei unweigerlich stellt: Wird die Frucht den „test of time“ überstehen?

Ich glaube ja. Bis dahin heißt es atmen, atmen, atmen lassen.

Der Wein ist spannend und seine Sturheit macht Spaß – sofern man sich darauf einlässt. Mich faszinieren solche Weine, auch wenn sie solo getrunken schnell „too much“ sein können. Gerade deswegen eignet sich aber die heutige Empfehlung als Essensbegleiter ganz hervorragend.

Mit rotem, gerne auch etwas fetterem Fleisch oder Käse kann der Wein jetzt schon vollends überzeugen. Die Tannine werden schön abgefedert, die Fruchtaromen haben mehr Spielmöglichkeit und der Wein ist dicht genug, um sich von dem gereichten Essen nicht unterkriegen zu lassen. Ich habe dazu ein mit Knoblauchsalz, Oregano und schwarzem Pfeffer eingeriebenes Flank-Steak vom Grill zubereitet. Perfekt.

Die Viña Magaña ist im nordostspanischen Gebiet Navarra beheimatet und baut dort seit 35 Jahren auf mehr als 100 Hektar Wein an. Das Weingut ist also alles andere als ein kleiner, verträumter Betrieb. Trotzdem versteht es Magaña hervorragend, einen hohen Qualitätsstandard zu wahren und wirklich gute Weine in vergleichsweise hohen Stückzahlen in den Handel zu bringen. Dies zu beherrschen ist alles andere als verwerflich, sondern eine nur schwer lösbare Herausforderung, die viel Sorgfalt und Hingabe erfordert.

Der Verschnitt des „Baron de Magaña“ schreit zwar nach einem Vergleich mit einem Bordeaux, und Parker sieht in seiner Verkostungsnotiz auch Parallelen, doch hat der Wein aus meiner Sicht stilistisch rein gar nichts mit einem Bordeaux gemein – außer eben den Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot natürlich. Und auch, dass der empfohlene Händler auf seiner Produktseite von „samtweichen Tanninen“ spricht ist weit entfernt von jeglicher Realität.

Meine heutige Empfehlung ist charakterlich „erzkatholisch“ und sicher nichts für Menschen, die einen leichten Roten bevorzugen. Für alle anderen bietet der „Baron“ – insbesondere in Anbetracht des erschwinglichen Preises – einen furiosen Wein mit „Langzeitwirkung“. Zugreifen!

Und noch ein Wort zu meiner Punktevergabe: Da ich bisher nur in der 50-100-Punkteskala gedacht habe, fällt es mir etwas schwer, das WeinWisser-System zu verwenden. Daher gebe ich nun Punkte aus „beiden Welten“ an. Im Hinblick auf die richtige „Umrechnung“ der Bewertung orientiere ich mich an einer Vergleichsskala, wie sie auch das Magazin „The World of Fine Wine“ verwendet.

Über Ihre Kommentare zu dem Wein im Speziellen und dem Weinlakai-Blog im Allgemeinen würde ich mich sehr freuen.

 

 

2007 Viñas Magaña „Barón de Magaña“ (Rotwein, Navarra, Spanien)

Auge: Dunkles Violett.

Nase: Dunkle Beeren, eingekochte Pflaumen, aber auch frische Himbeeren. Steinig-mineralisches Wechselspiel zwischen dumpfen und frischen Komponenten. Rauch- und Gewürznoten, die an Weihrauch erinnern. 

Gaumen: Wieder Rauch und Gewürze, aber auch eine kräuterige Note – fein abgefedert durch rote Früchte. Dann aber ungestüme, wenn auch reife Tannine, die durch eine schöne Säure einen guten Konterpart finden. Langer Abgang mit deutlichem, aber nicht störendem Alkoholeindruck. 

Sonstiges: Besteht aus 35% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 20% Tempranillo und 10% Syrah. Enthält 14,5% Alkohol. Bis mindestens 2020 zu trinken.

17+ (92+) Punkte

Meine Einkaufsempfehlung:

Silkes Weinkeller

11,90 EUR/Fl.

(5,40 EUR Versandkosten, ab 120 EUR frei, Schweiz: 10,90 EUR Versandkosten, ab 300 EUR frei)

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Schweiz:

Arvi, Melano (TI)

19,44 CHF/Fl.

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Stand: 12.11.2012

 

 

9 Kommentare

  1. Knappe, präzise, in ihrer angemessenen Detaillierung gut nachvollziehbare Beschreibung ohne „stylische“, arg persönliche Dummheiten, wie sie in letzter Zeit leider etwas überhand nehmen. Bravo!

    S. K.

  2. Habe den Baron de Magana 2007 (94 PP) und den Vina Magana Dignus 2007 (92 PP) schon bei http://www.internetoase.de/Spanien/Navarra/Vina_Magana/index.html bestellt. Beide Weine fand ich einfach genial. Rotweine mit einem so tollen Preis- Genussverhältnis habe ich schon lange nicht mehr bekommen. Der Baron de Magana kostet in der internetoase 11,90 EUR und schmeckt wie ein 25 EUR-Wein. Der Dignus kostete sogar nur 8,90 EUR und ich fand ihn vom Preis- Genussverhältnis sogar noch besser. Vom Baron habe ich mir 3 Kisten in den Keller gelegt. Der Dignus ist jetzt schon – auch ohne langes dekantieren – wunderbar zugänglich und er ist aktuell mein Lieblingswein.

  3. Hallo Weinlakai,

    bin schon recht lange bei deinen Empfehlunge….und wenn ich gekauft habe…dieses NIE bereut.

    Kompliment auch zu deinem blogg …du machst das richtig gut …mansieht,du hast Freude an der Verkostung!!!!

    Weiter so!!!!

  4. @weinlakai Wie immer eine super Empfehlung + eine spitzen Neuerung mit dem kurzen Video, nur weiter so… Die Punktevergabe ist ja sowieso zweitrangig wichtiger ist die Beschreibung die du lieferst 🙂

    Ich finde den Baron auch besser als Begleiter zu einem tollen Essen!

    @peter steiner Der Dignus ist wirklich schöner für jeden Tag, wenn man was vernünftiges trinken möchte (der war bei Silke auch sofort lieferbar)

    Allen noch einen schönen Abend mit was leckerem Rotem im Glas 😉

  5. Gratulation!

    persoenliche Beschreibung und Benotung des Weines in Worten und Bildern, mehr und besser kann man es nicht mehr machen, Gratulation und ich finde es absolut informativ. Sehr gut Weinlakai!

    Wenn man im Video auch von der Farbe des Weins und deren Tiefe gegen weissen Hintergrund mitbekommen koennte, dann waere das perfekt.

    Viel Erfolg und moege Weinlakai mindestens einhundert weitere Jahre von den besten Weinen der Welt berichten und niemals den Pfad von Jay M. begehen.

  6. Hervorragender Kommentar! Habe soeben meine erste Flasche verkostet und kann die Bewertung, die ich erst nachträglich gelesen habe, vollkommen bestätigen. Mich würde interessieren, wieviel Lagerzeit man noch verstreichen lassen sollte. Ich gehe davon aus, daß der Wein noch einiges Lagerpotential hat.

    • @ sensei

      Ja, der Wein ist in 2-3 Jahren sicher noch besser als zum jetzigen Zeitpunkt und dürfte sich locker bis 2020 lagern lassen.

      Cheers

      Der Weinlakai

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