Tag 5: Exkursionen im gelobten Land
Die Dienstreise kennt keine Neigung.
Liebe Dienstreisenden, jawohl wir möchten Sie heute einmal direkt ansprechen, um uns für die positive Resonanz und die vielen Rückmeldungen zu bedanken, die uns erreicht haben. Es hat den Weinlakai und seine Adlatus erfreut, konstruktive Anmerkungen und Anregungen, aber auch schlichtes Lob zu erhalten. Danke!
Gerne werden wir mehr über unsere genaue Reiseroute informieren und ausführlicher über die Begegnungen mit den Weinmachern der Region berichten – doch nicht jetzt. Während unseres Aufenthalts wollen wir uns weiterhin auf die Besuche der Domaines und die Verkostung der Weine konzentrieren. Deshalb sind wir schließlich zur Dienstreise an die südliche Rhône aufgebrochen. Die zum Ende dieser tour d´horizon empfohlenen Weine sollen und müssen das eigentliche Ziel bleiben.
Kniefall vor dem Ortsschild: Domaine Lou Dévet
Es mag schlimmere Termine geben, als mit Jean-Marc Tort von der Domaine Lou Dévet um neun Uhr morgens verabredet zu sein. Der Mistral gibt endlich Ruhe und so laufen wir pünktlich zum idyllischen Rendezvous in der Domaine auf. (Vorab möchte der Adlatus jedoch eidesstattlich bezeugen, dass er den Weinlakai auf Knien vor dem ersten Hinweisschild gesehen hat, das die Appellation Châteauneuf-du-Pape ankündigt.)
Wer sich eine Vorstellung davon machen will, was Familienbetrieb bedeutet, hat bereits einen zweiten Grund die Domaine Lou Dévet zu besuchen. Seit sechs Generationen beschäftigt sich die Familie von Jean-Marc Tort mit dem Weinanbau. Auf der Domaine leben folgerichtig noch heute drei Generationen miteinander. Seit 2006 heißt das gemeinsame Ziel, der Domaine mit außergewöhnlichen Weinen aus Châteauneuf-du-Pape und Côtes du Rhône einen Platz unter den aufstrebenden Gütern der Region zu verschaffen.
Rund 22 Hektar in den beiden genannten Appellationen bewirtschaftet die Familie Tort, wobei jedoch lediglich 15.000 Flaschen pro Jahr abgefüllt werden. Trotz der sechs Generationen handelt es sich um eine junge Domain, denn erst 2006 löste man sich aus der Kooperative und seit 2007 stellt die Domaine Lou Dévet ihre ersten eigenen Weine her. Es sind insgesamt neun Weine, die wir in der angenehm kühlen Atmosphäre der Kellerei verkosten. Darunter sind zwei Weißweine, ein Rosé sowie wunderbare Rotweine, die nicht nur den klassischen Stil der Region interpretieren sondern auch mit einer überraschende Rebsorte aufwarten und sich raffiniert auf das Spiel mit den klassischen „cépage“ Grenache, Syrah und Mourvèdre einlassen.
Das Geheimnis oder der Châteauneuf-du-Pape des Weinlakais
Wer unsere Facebook-Beiträge dieses Tages verfolgt hat, mag feststellen, dass uns ein Alibi für rund vier Stunden fehlt. Die Frage lautet also: Was hat der Weinlakai in der Zeit mit wem gemacht?
Adlatus: „Jetzt wird es ernst. Du musst jetzt endlich mal verraten, was wir hier machen.“
Weinlakai: „Nun, ich hatte heute Mittag die einmalige Möglichkeit mit dem renommierten Önologen Xavier Vignon meinen eigenen Wein zu verschneiden. Er hat von ‚uns Parker‘ für einen seiner Weine bereits 95 Punkte erhalten und gilt in der Region als Koryphäe“
Adlatus: „Kannst du das bitte deutlicher formulieren? Geheimniskrämerei hin oder her, jetzt ist die Zeit der Wahrheit.“
Weinlakai: „Eigentlich ist das unbeschreiblich: Wir saßen in Xaviers Keller, der über 250 Fässer von fertig vinifizierten Grundweinen bereit hält und wählten aus 24 Proben die richtigen „Zutaten“ für meine eigene Cuvée aus. Dabei war mir völlig unklar, um welche Grundweine es sich handelte. Diese ‚Blindheit‘ war eine bewusste Entscheidung von Xavier Vignon, um Beeinflussungen in der Beurteilung auszuschließen und wirklich nur mein persönliches Empfinden entscheiden zu lassen“.
Adlatus: „Ja sage es nur laut, ich durfte dabei nicht mitmischen. Dann erkläre doch zumindest mal, wie die Geschichte dann weitergegangen ist?“
Weinlakai: „Überraschend war, wie schnell ein solcher Prozess idealerweise von Statten geht. Xavier machte anfangs deutlich, dass man sich unbedingt auf seinen spontanen Eindruck zu einem Wein verlassen muss. Es ging um die Beantwortung der Fragen: ‚Welcher Grundwein liefert für mich die attraktivste Frucht, welcher gibt die passende Struktur und ausreichend Tannine und welche Sekundäraromen möchte ich in dem Wein finden‘. Zuletzt ging es noch um die Beantwortung der Frage, ob eine gewisse Holzcharakteristik den Wein aufwertet und welcher Grundwein die Balance des Weines optimieren kann.“
Adlatus: „Und bist Du denn mit dem Ergebnis zufrieden?“
Weinlakai: „Mehr als das. Es ist ein Wein entstanden, den ich bei aller Bescheidenheit als ziemlich perfekt bezeichnen möchte. Zumindest nach meinem persönlichen Geschmack. Und Lob seitens des Profis gab es auch. Zudem haben ich mich intuitiv für Weine entschieden, die den „Weinlakai-Wein“ zu einem offiziellen Châteauneuf-du-Pape machen“.
Nun ist es also raus: Der Weinlakai hat einen eigenen Wein fabriziert. Diesen wird es – unabhängig von unseren sechs auserwählten Weinen – in einiger Zeit in stark begrenzten Mengen zu kaufen geben. Wir möchten hierfür unseren besonders treuen Dienstreise-Newsletter-Abonnenten eine Art Vorkaufsrecht anbieten. D.h. die Details zu dem Wein werden über diesen Verteiler demnächst folgen und die Abonnenten erhalten später die Chance den Wein zu erwerben.
Wer also Interesse daran hat und den Newsletter noch nicht abonniert hat, kann dies hier nachholen.
Aber nur weiter im Text:
Le Bois des Méges: bescheidene Leidenschaft
Zunächst fällt es uns nicht ganz einfach, die Domaine Le Bois des Méges zu finden. Am Ortsausgang von Violes gelegen, scheint sich die Domaine eher in der zweiten Reihe zu verstecken, was sie nicht nötig hat. Da wir mit Verspätung auf dem kleinen Weingut eintreffen, finden wir Ghislain Guigue in seiner neu errichteten Kellerei beim Ausspülen der neu angelieferten Beton-Tanks vor.
Die bescheidene Aufrichtigkeit, mit der uns der Besitzer der kleinen Domain empfängt – lediglich 12 Hektar – der Stolz, mit dem er uns die Rebstöcke im Plan de Dieu vorführt, lassen uns früh die Ehrlichkeit spüren, die wir auch in den Weinen der Domiane Le Bois des Méges spüren. Ehrlichkeit, die auf einer Leidenschaft beruht, die ganz dem Weinmachen und der Region verschrieben ist.
Die Familie von Ghislain Guigue ist seit Generationen dem Weinbau verbunden, er selbst arbeitete jahrelang für das Château Mont-Redon in Châteauneuf-du-Pape, bevor er sich mit dem Erbe seines Onkels und einigen Zukäufen selbstständig macht. In den Folgejahren erwirbt Guigue weitere Rebgärten in den Appellationen rund um Violes. Maßgeblich für diese Entwicklung des Weinguts ist nicht der Drang nach mehr und mehr sondern der behutsame Blick auf das Machbare. Er wolle gar keine große Domaine mit 30 oder mehr Hektar sein, so Guigue, ihm gehe es vielmehr darum mit der Betriebsgröße „Familie“ bestmögliche Weine aus seinen „kleinen“ Weingärten hervorzubringen.
Domaine la Manarine: Ein Mann, ein Wort, ein Lächeln
Ein wenig wehmütig ist uns schon: die letzte Domain des Tages, die vorletzte unserer Dienstreise. Doch es typisch für unsere Tour durch die Appellationen der südlichen Rhône, dass auch der letzte Besuches unseres Tages noch eine Überraschung bereit hält. Noch versteckter als die Domaine Le Bois des Méges erweist sich die Domaine la Manarine. Das Navigationssystem führt uns zielsicher daneben, doch durch hartnäckige Befragung der verbliebenden Anwohner finden wir letztlich doch den Weg zu Gasq Gilles.
Gilles gemeinsam mit Nicolas Lhotellier, dem Önologen, den wir bereits gestern auf der Domaine des Banquettes kennengelernt haben. Zunächts spazieren wir durch die Reben, die direkt an das Haus der Familie grenzen. Während des Gangs sehen wir die sorgenvollen Furchen, die sich in das Gesicht von Guislain Guigues zeichnen, als er die abgebrochenen Triebe entdeckt, die der Mistral gestern hinterlassen hat.
Um so mehr zeigt sich sein verschmitztes Lächeln, als er uns berichtet, dass er erst jüngst einen Hektar im begehrten Châteauneuf-du-Pape erwerben konnte. Zur Verkostung der Weine kehren wir zurück auf die Terrasse des Hauses. Doch darüber mag dann der Weinlakai bei seiner Auswahl der sechs Weine berichten, die wir von der südlichen Rhône mitbringen.
Die Überraschung ist gelungen… Da bin ich ja mal gespannt, auf den ersten Weinlakai-Wein. Und dann gleich noch einen Châteauneuf-du-Pape. Meine Hochachtung!