Nachgeschmeckt: 2004 Pegau Réservée

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Allerhand Brimborium verursachte der 2003er Jahrgang der Domaine du Pégau aus dem Châteauneuf-du-Pape: 2006 vergab Robert Parker in einer inoffiziellen Verkostung dem Spitzen-Cuvée „Da Capo“ noch nie dagewesene – und eigentlich auch nicht existente – 100+ Punkte. Vor allem aber erhielt der durchaus erschwingliche „Réservée“ wenig später 98 Punkte. Parker gab zu, dass dieser nur marginal schlechter sei und ihm in einer Blindverkostung durchaus als „Da Capo“ durchgehen könnte. Ich gestehe: Daraufhin hatte ich mich recht flugs um den Erwerb einiger Flasche 2003er „Réservée“ gekümmert (damals 35 EUR/Fl.).

Pegau_2004Auch wenn ich persönlich den 2003er fast etwas zu druckvoll und konzentriert finde, so ist die Domaine du Pégau seit dieser Begegnung zu einem meiner Lieblingsweingüter im CDP avanciert.

Denn die Weine rund um das Vater-Tochter-Gespann Paul und Laurence Feraud sind stilistisch herrlich klassisch. Die typischen Gewürzaromen befinden sich in guten Jahrgängen in einem tollen Zusammenspiel mit einer sehr rotfruchtigen Frische. Sehr maskulin, aber dennoch leichtfüßig.

Da ich diese klassische Stilistik bevorzuge, möchte ich heute nicht von der Wuchtbrumme aus 2003 berichten, sondern von dem 2004er „Réservée“: Weil auch Weinfreunde Zeit zum Durchatmen brauchen, erhielt dieser Jahrgang deutlich weniger Aufmerksamkeit. Es wurde zwar mit Freude zur Kenntnis genommen, dass auch 2004 ein ausgezeichnetes Jahr an der südlichen Rhône sei, doch der noch immer nachwirkende Hype aus 2003 blieb aus.

Da ich ja nun angefixt war, blieb ich dran und kaufte auch 2004. Was mir auf Anhieb an ihm besser gefiel als an dem 2003er: Ähnlich wie 2001 steht der 2004er für Eleganz, Frische und vergleichsweise frühe Trinkreife – ohne fehlende Reifefähigkeit.

Und als ich den Wein jetzt unlängst im Glas hatte, war mir sofort klar, dass ich über dieses Erlebnis berichten muss. Vor allem, da es den Wein noch für einen durchaus vernünfitgen Preis zu kaufen gibt.

Ohne Dekantierzeit geöffnet verströmt die Nase auf Anhieb Gewürze, Gewürze und nochmals Gewürze. Der typische Einfluss des „Garrigue“ der Gegend. Am wunderbar vollen Gaumen ein herrlich frischer Kern aus Kirschen und wieder intensive Würzaromatik. Eine super Frische im traumhaft langen Abgang mit nur noch leicht ungeschliffenen Tanninen. Für mich ein typischer, ganz klassischer Châteauneuf, der sich nur kurz vor seiner finalen Trinkreife in ca. 2-3 Jahren befindet. Aber auch jetzt einfach unwiderstehlich. Um mit einem Bordeaux-Wein ähnliche Genugtuung zu erleben, braucht man sowohl mehr Geduld als auch beträchtlich mehr Kleingeld. Wenn auch der Vergleich natürlich rein stilistisch betrachtet hinkt.

94+ bzw. 18,5+ Punkte

HIER gibt es noch 369 Flaschen davon zu kaufen

(48,79 EUR/Fl.)

 

3 Kommentare

  1. Das ist wahrhaftig nicht schlecht gebrüllt, Löwe! Pégau ist zwar immer ein wenig rustikaler als Clos des Papes oder Grand Tinel, aber der 2004er zeigt die besten Seiten dieser Weise, Spitzenweine zu produzieren.

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