Ein Verdejo zum Warmwerden!

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2010 Bodegas Pedro Escudero Platon „Fuente Elvira“ (Weißwein, Spanien)

Wer den Empfehlungen des Weinlakai regelmäßig folgt, hat mit Recht den Eindruck gewonnen, dass ich eine gewisse Präferenz für Rotweine habe. Dies liegt nicht etwa an einer generellen Antipathie gegenüber Weißweinen, sondern vielmehr an der Tatsache, dass ein Weißwein von hoher Güte sein muss, um mein Interesse wecken zu können. Leider sehe ich mich in diesen Fällen meist mit einem sehr teuren Preisschild konfrontiert. Hochwertiger Riesling ist ein passendes Beispiel dafür. Wahrscheinlich sind die besten trockenen Weißweine, die ich je getrunken habe, deutsche Rieslinge. Doch hat mich selten ein Wein nachhaltig beeindruckt, der unter 25,- EUR kostete. Der heutige Verdejo aus dem spanischen Rueda hat zwar wenig mit einem deutschen Riesling zu tun, doch bietet er genau den Charakter eines (für mich) beeindruckenden Weißweines: Die Kombination aus intensiver, fast fetter Frucht mit einem langen, aber dennoch frischen Abgang und gut eingebundener Säure. Es ist ein Weißwein, den man definitiv auch zur jetzigen Jahreszeit trinken sollte, denn guter Wein schmeckt schließlich das ganze Jahr über.

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Meinen Lesern dürfte nicht nur bekannt sein, dass ich eine „Rotweinnase“ bin, sondern auch, dass ich die Bewertungen der Truppe rund um Stephen Tanzer (International Wine Cellar) sehr schätze. Der heute vom Weinlakai vorgestellte „Fuente Elvira“ erhielt unlängst 91 Punkte – eine Bewertung, die der Spanienexperte Josh Raynolds deutlich seltener vergibt als viele seiner Kollegen. Dieses eher zurückhaltende Maß ist Grund dafür, dass ich die Punkte von Tanzer&Co für die treffendsten überhaupt halte – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Im Juni 2010 empfahl ich schon einmal einen Verdejo aus Rueda und auch dieses Mal macht der Wein deutlich, welches Potential in dieser Rebsorte steckt und wie konsumentenfreundlich die Tatsache ist, dass die Weine noch nicht sonderlich populär sind.

Denn für 7,90 EUR einen solch guten Weißen ins Glas zu bekommen ist erstaunlich. Nicht nur weil er einfach lecker und unwahrscheinlich süffig ist (Vorsicht!), sondern auch weil er über Eigenschaften verfügt, die ihn zu einer langen Lagerung befähigen: Der Wein der Bodega Pedro Escudero Platon hat einen wuchtigen Körper und jede Menge Extrakt, so dass er sich locker noch fünf Jahre im Keller parken lässt und sich auch durch würziges Essen wenig beeindrucken lässt.

Der Wein stammt aus Rueda – einem historischen Weißwein-Anbaugebiet, nordwestlich von Madrid und direkt an das Toro-Gebiet grenzend. Bereits im Mittelalter wurde in dieser, etwas  trostlos wirkenden, Hochebene Wein angebaut und durch die Reblaus-Katastrophe im späten 19. Jahrhundert wurde der Rebbestand von ca. 90.000 Hektar praktisch ausgelöscht.

Danach fing man zwar wieder an Wein anzubauen, doch wurde zunächst die Rebsorte Palomino verwendet, um Sherry-ähnliche Weine zu produzieren – also Weine, die mit Alkohol angereichert werden („gesprittet“).

Erst 1972, als die berühmte Rioja-Bodega Marqués de Riscal das Potential des Rueda-Gebietes für Weißwein erkannte und anfing dort Sauvignon Blanc anzubauen, wurde die alte Rebsorte Verdejo wieder aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.

Die Rebsorte produziert sehr aromatische, kräuterige (Lorbeer) und nussige Weine, die sehr viel Substanz und Extrakt haben und für ihre Alterungsfähigkeit bekannt sind.

1980 erhielt Rueda dann erstmals DO-Status und zwar ausschließlich für Weißweine. Diese Restriktion wurde 2002 aufgehoben und seitdem dürfen auch Rotweine produziert werden. Sher zum Missfallen der angestammten Weißwein-Produzenten.Verdejo macht ca. 50% der Gesamtfläche aus (heute nur noch 7.500 Hektar) – mengenmäßig gefolgt von Viura (Macabeo), Palomino und Sauvignon Blanc.

Die Bodega Pedro Escudero Platon besitzt ca. 50 Hektar Rebfläche im Herzen des Rueda, in dem Örtchen La Seca (Valladolid). Und wie mittlerweile für alle modernen Weingüter üblich, die einen auf Frische ausgelegten Weißwein produzieren, geschieht auch hier die gesamte Produktion der Weine in Edelstahlbehältern. Neben dem Erhalt der gewünschten Säure, wird auf diese Weise auch das Aromaprofil der Rebsorte in keiner Weise von dem verwendeteten Material beeinflusst.

Auch wenn der “Fuente Elvira” auf dem ersten Blick kein Wein für den Übergang in die Winterzeit ist, so ist er eben genau das: Ein Weißwein, der auch Rotweintrinkern gefallen wird und der durch seine herrliche Frucht auch noch in der jetzigen Zeit Sommergefühle weckt. Und nicht nur wegen der guten Alterungsfähigkeit kann ich jedem Leser das angebotene 11+1-Paket ans Herz legen, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass eine Flasche des „Fuente Elvira“ schneller zur Neige geht als man zunächst erwartet 🙂

2010 Bodegas Pedro Escudero Platon „Fuente Elvira“ (Weißwein, Spanien)

Auge: Blasses Gold mit einem grünen Schimmer.

Nase: Lebhafte Aromen von Nektarinen, Limone und weißen Blumen.

Gaumen: Elegant und präzise mit eindrucksvollem Extrakt und einem soliden Säure-Rückgrat, das die würzigen Fruchtkern- und Zitrusaromen unterstützt. Eine staubige Mineralität klingt in dem markanten, fokussierten und sehr langen Abgang nach.

Sonstiges: Besteht aus 100% Verdejo.

91 Punkte

(Quelle: Stephen Tanzer’s International Wine Cellar, Josh Raynolds, Oktober 2011)

Meine Einkaufsempfehlung:

Wein-Konzept (600 Flaschen)

7,90 EUR / Fl. (zzgl. 6,90 Versandkosten, ab 150,- EUR frei)

11+1-Paket : 86,90 EUR inkl. Versandkosten (7,24 EUR / Fl.)

Hier klicken!

Stand: 30.11.2011

Der Weinlakai übernimmt keine Verantwortung für die angegebenen Händler.

3 Kommentare

  1. Hmm, also nur Rieslinge über 25 € können nachhaltig beeindrucken, dafür aber Verdejos im Preisbereich von 6-8 €?

    Erstaunliche Aussage. Ich habe den im letzten Jahr empfohlenen Verdejo Ducado de Altan ebenfalls gekauft und habe ihn sehr gern getrunken. PLV war wirklich super, eine schöne Empfehlung.

    Natürlich ist es immer eine Frage des Geschmacks und es ist ja auch nicht die gleiche Rebsorte, aber in Punkto Finesse und Komplexität kann ein Verdejo aus meiner Sicht einem Riesling nicht das Wasser reichen und der letztjährige Ducado de Altan aus meiner Sicht ebenso keinesfalls mit Gutsrieslingen deutscher Topwinzer mithalten und die kosten im direkten Vergleich auch nur 1-3 € mehr, jedoch bei weitem keine 25 €. Ich spreche z.B. von den Gutsrieslingen von

    – Emrich-Schoenleber
    – Philipp Wittmann
    – Phillipp Kuhn

    (und man könnte sicher noch viele mehr nennen).

    Dazu gibt es in Deutschland auch massenweise noch eher unbekannte Winzer, die trotzdem sehr gute Weine machen und deren Gutsrieslinge in einer Preisregion um die 6-7 € angesiedelt sind, tlw. sogar darunter und auch die können dem Ducado aus meiner Sicht mehr als Paroli bieten, als Beispiel nenne ich hier mal Jakob Schneider von der Nahe.

  2. Gobenn71 hat vollkommen recht.
    jedes ordentliche deutsche weingut bietet gute weißweine unter € 10,- an.
    in puncto preis/leistung ist der deutsche riesling unschlagbar. (beim rotwein ist es umgekehrt.)
    auch sind viele kritiker, wie z.b. parker sog. „rotweinnasen“. ihre meinung zu weißweinen ist interessant, aber auch nicht mehr.

  3. @ Gobenn71 @ DJ 40

    Liebe Leser, zunächst einmal zur Klarstellung: Natürlich gibt es gute deutsche Weißweine unter 10,- €. Glücklicherweise sogar jede Menge davon.

    Zudem sprach ich davon, dass mich SELTEN ein deutscher Weißwein UNTER 25,- € nachhaltig beeindruckt. Nicht etwas, dass dies NIE der Fall ist oder der Wein ÜBER 25,- € kosten muss 🙂

    Mein Punkt ist, dass mich selten deutsche Weißweine unter 25,- € ein „Wow“ sagen lassen. Vielleicht weil ich deutschen Riesling mittlerweile recht gut kenne, aber vielleicht auch, weil ich nur einen bestimmten Stil richtig beeindruckend finde. Und natürlich spielt mit eine Rolle, dass ich eben eher Rotweintrinker bin. Alles in allem eben eine sehr persönliche Sichtweise.

    Der empfohlene Wein hat mir ein „Wow“ entlockt und dies ist mir bei einem Riesling in dieser Preisregion schon lange nicht mehr passiert. Das ist alles.

    Cheers
    Der Weinlakai

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