Empfehlung mit Hindernissen!

28. Juni 2010

2007 La Bastide „Les Genêts“ Syrah Vieilles Vignes (Rotwein, Frankreich)

Aufgabe des Weinlakai ist nicht etwa das „Durchreichen“ der Empfehlungen internationaler Weinkritiker. Vielmehr verkoste ich Weine, die durch ihre guten Bewertungen für eine Weinlakai-Empfehlung in Betracht kommen. Recht häufig sind diese Weine zwar gut, doch stellen sie selten in Verbindung mit dem Preis und der Verfügbarkeit ein wirklich attraktives Angebot dar. So dauert die Suche nach dem idealen Wein manchmal etwas länger. Wenn man sich dann auch noch auf einen Wein einschießt, der anders etikettiert ist als in einer Parker-Bewertung zu lesen ist, müssen sich meine Leser etwas länger als üblich gedulden. Unlängst so geschehen, folgt hier der Erfahrungsbericht – inklusive einer etwas verspäteten Weinempfehlung auf die sich das Warten gelohnt hat.

Da ich in der Vergangenheit schon zahlreiche Fälle erlebt habe, bei denen Weinhändler die Bewertungen von Weinkritikern falsch wieder gegeben haben oder sie auf einen anderen Jahrgang bezogen haben, kontrolliere ich diese immer nochmals genau nach.

So wird der heute empfohlene 2007er „Les Genêts“ von La Bastide beim Pro-Idee Weinkeller mit 90 Parker-Punkten beworben. Für schlappe EUR 6,95 auf den ersten Blick ein interessantes Angebot.

Aber siehe da: Die Verkostungsnotiz von David Schildknecht (Wine Advocate) bezieht sich auf einen Wein mit dem Namen „Guilhem Durand Syrah Vieilles Vignes“ und nicht etwa auf den „Les Genêts“ von La Bastide.

Was ich schnell selbst herausfinde, ist die Tatsache, dass Guilhem Durand auch die Geschicke von La Bastide lenkt. So ist der Verkauf von ein und demselben Wein mit unterschiedlichen Etiketten nicht ganz auszuschließen.

Auf der anderen Seite hat David Schildknecht in der gleichen Ausgabe auch einen Syrah von La Bastide verkostet und mit nur 88 Punkten bewertet. Jedoch war dies kein „Vieilles Vignes“ (Alte Reben). Zu diesem Zeitpunkt bin ich verwirrt und auf dieser Grundlage kann ich natürlich keine Einkaufsempfehlung abgeben.

Also, was tun? Das naheliegendste: Ich frage bei dem Mann nach, der den „richtigen“ Wein als „ridiculously good value“ bezeichnet, David Schildknecht. Dieser befindet sich zwar für Robert Parker auf Verkostungsreise, antwortet aber trotzdem prompt auf meine E-Mail:

„… Bereits im Wine Advocate Nr. 178 hatte ich bemerkt:

The dramatically different labeling of the two wines renders it impossible for anyone who does not already associate La Bastide with Guilhem to know that they are from one and the same estate.

Leider kann ich weder ausschießen, dass Guilhem mehrere Cuvées von Syrah abfüllt, noch kann ich behaupten, dass immer die gleichen Weine bzw. Cuvées unter den gleichen Etiketten in anderen Märkten auftauchen.

Ich kenne Durands Weine nicht durch persönliche Begegnung mit ihm, sondern nur durch seinen Importeur in den Vereinigten Staaten, Peter Weygandt. Ich werde versuchen, diese Sache zu klären…“

Zwar bin ich jetzt nicht wirklich schlauer, aber hoffnungsvoll bald eine Antwort zu erhalten. Ein direkter Kontakt zu dem Weingut gestaltet sich schwierig. Mein Französisch ist nicht existent und meine E-Mail auf Englisch bleibt unbeantwortet.

Glücklicherweise schreibt aber wenig später erneut David Schildknecht:

„… Durand hat dem Importeur Weygandt mitgeteilt, der Domaine „La Bastide Syrah Vieilles Vignes“ sei der gleiche Wein wie der „Guilhem Durand Vieilles Vignes…“.

Nun scheint alles klar, jedoch warte ich noch die offizielle Bestätigung des Händlers ab, denn er muss für die Authentizität letztlich gerade stehen.

Es kommt noch viel besser. Pro-Idee Weinkeller gelingt es ebenfalls mit dem Weingut in Kontakt zu treten und Guilhem Durand selbst klärt die Sache zu meiner vollsten Zufriedenheit.

Siehe hier (zum Vergrößern bitte anklicken):

Attestation Syrah VVignes & Syrah Guilhem Durand — Anhand des Datums ist zu sehen, dass es diese Unsicherheit nicht zum ersten Mal gibt

Ach ja, der Wein. Er ist gut, kaufen Sie ihn 🙂

Na gut, noch ein paar Informationen mehr. Die Domaine La Bastide liegt in der klassifizierten Appellation Corbières und diese wiederum im südfranzösischen Weinbaugebiet Languedoc.

La Bastide schreibt eine der typischen Success Stories des modernen Weinbaus: Ein ambitionierter Winzer bringt neuen Schwung und hohen Qualitätsanspruch in einen etwas angestaubten Weinbaubetrieb und hat Erfolg damit.

Die Domaine bewirtschaftet 210 Hektar Rebfläche, die Guilhem Durand erst vor 15 Jahren durch neue Klone hochwertiger Rebsorten „aufforstete“. Parallel dazu modernisierte er den gesamten Vinifizierungsprozess. Immer mit dem Ziel vor Augen guten Wein für erschwingliche Preise herzustellen.

Dies gelingt ihm zwar bereits seit über 5 Jahren, doch profitierte auch La Bastide von dem Ausnahmejahrgang 2007. So ist der 2007er „Les Genêts“ ein wundervoller Wein mit enormem Spaßfaktor.

Durchaus im Sommer trinkbar, da er eine tolle Fruchtigkeit und Frische hat. Untermalt von den typischen Gewürznoten und kaum spürbarem Alkohol schmeckt er auf der Terrasse als Grillbegleiter einfach fabelhaft.

Was ich auch schön finde ist die Tatsache, dass der Wein ein reinsortiger Syrah ist und nicht etwa ein für die Gegend so typisches Cuvée aus Syrah, Grenache und Mourvèdre. Gegen diese ist zwar nichts einzuwenden, doch kann man mit dem „Les Genets“ seine Erfahrungen mit Syrah vertiefen bzw. diese Rebsorte besser kennenlernen.

Ich kann nur dringend raten, den Wein en gros zu kaufen, denn er wird nie langweilig, nie zu anstrengend. Im Gegenteil. Er ist ein absoluter Spaßmacher, der auch gestandene Weintrinker faszinieren wird. Nicht nur aufgrund seiner Qualität, sondern auch hinsichtlich seines Preispunkts.

Wie schon zu Beginn gesagt, hat sich das Warten gelohnt und man sollte die Chance nutzen den Wein noch für diesen Preis ergattern zu können.

Noch ein Tipp: Insbesondere bei warmen Außentemperaturen darauf achten, dass der Wein nicht mehr als 18º C Grad hat.

2007 La Bastide „Les Genêts“ Syrah Vieilles Vignes (Rotwein, Frankreich)

Auge: Dunkles Violett mit blauen Reflexen.

Nase: Wunderbar konzentriert, braune Gewürze, süße und reife schwarze Johannisbeeren, Schwarzkirsche und Pflaumen.

Gaumen: Erfrischende Klarheit und keinerlei Anzeichen von Bitterkeit oder Alkohol-Schärfe. Was dem Wein in Sachen Komplexität abgeht, wird durch die Großzügigkeit und Nahtlosigkeit wett gemacht.

Sonstiges: In den nächsten 2-3 Jahren zu trinken. Besteht aus 100% Syrah.