Rebsorte Mencía: zartes Pflänzchen mit starken Qualitäten

5

Mencía

Über vier Jahre ist es nun her, dass ich den Lesern meines Blogs Weinlakai einen Wein empfohlen habe, der aus der vornehmlich in Galicien angebauten roten Rebsorte Mencia gewonnen wird. Der El Pecado («die Sünde«) von Raul Pérez war mein Schlüsselerlebnis im Hinblick auf dieses unbekannte Gewächs. Nicht zuletzt der für den vorliegenden Bericht verkostete 2011er macht deutlich, dass meine anhaltende Begeisterung für Weine aus der Mencía-Traube ihre Berechtigung hat.MENCIADie fantastische Qualität des El Pecado und der an Pinot Noir erinnernde Charakter machten mich mehr als neugierig. In der Folge empfahl ich über die letzten Jahre immer wieder Mencía-Weine und lernte nunmehr, dass die Rebsorte völlig unterschiedliche Ausprägungen haben kann. Zum einen kann Mencía kristallklare, hocharomatische Weine von hellroter Farbe und burgunderhafter Grazie hervorbringen. Zum anderen können

es auch «tintige Muskelprotze» mit deutlichem Holzeinschlag sein. All dies ist abhängig von dem Terroir, der «Hängzeit» der Trauben und dem gewählten Vinifikationsprozess. Vor allem die Länge der Mazeration (Kontakt des Mosts mit Schalen und Kernen) und der Einsatz von neuem Holz bewirken hier den charakteristischen Unterschied.

Mir persönlich sagt der mineralischklare, aromatische Stil von Mencía-Weinen enorm zu. Ähnlich wie bei einem guten Pinot Noir aus dem Burgund ist die Nase dieser Weine das Herzstück in der Gesamtbetrachtung. Im Falle von Mencía treten hier besonders florale Aromen in den Vordergrund. Rosenblätter, Lavendel, aber vor allem auch Veilchen sind

hier sehr intensiv vertreten. Wenn dann auch noch eine ausgewogene Balance und eine komplexe Aromatiefe im Abgang hinzukommen, kann sich ein Mencía zu einem Wein von Weltformat aufschwingen. Werden diese für mich Mencía-typischen Aromen durch  zu grossen Holzeinfluss vernebelt, finde ich dies schade, auch wenn dadurch nicht quasi automatisch schlechte Weine entstehen. Sie treffen vielmehr den Geschmack einer grossen Zielgruppe, denn zupackende Kraft und ein durch Röstaromen geprägter Geschmack sind einfacher zu «verstehen«. Doch porträtieren sie nicht den eigenständigen Charakter dieser feinen Rebsorte.

palacios_moncerbal

Mencía: die verkannte Rebsorte

Früher nahm man an, Mencía sei ein Klon von Cabernet Franc. Dies wurde aber mit Hilfe von DNA-Tests 2003 widerlegt. Ganz genau kennt man die Ursprünge bis heute nicht. Es wird aber vermutet, dass Mencía aus dem nahen Portugal, wo man die Rebsorte unter dem Namen Jaen kennt, nach Galicien gebracht wurde. Dort wird sie nun hauptsächlich in den D.O.-Gebieten Ribeira Sacra und Bierzo angebaut.

Mencía reift vergleichsweise früh, und das maritime Klima im Norden Spaniens, mit viel Regen im Herbst, passt sehr gut zu dieser Eigenschaft.

Wie viele Rebsorten ist auch Mencía eine Art Wiederentdeckung. Erst moderne Methoden im Weinberg und -keller haben alterungsfähige Weine zustande gebracht, die mehr waren als einfache Schoppenweine mit hohem Säuregehalt und nur wenig attraktiver Frucht. Für

Jahrzehnte war die Rebsorte fast völlig vergessen. Es waren spanische Wein-Koryphäen wie Alvaro Palacios aus dem Priorat (Stichwort «L ‚Ermita»), der mit seinem Weingut Descendientes de J. Palacios in der D.O. Bierzo der Rebsorte neues Leben einhauchte. Das Portfolio des von Palacios‘ Neffen Ricardo Pérez geführten Gutes umfasst mittlerweile das gesamte Qualitätsspektrum: Vom hervorragenden Einstiegswein Petalos bis hin zum Über-Wein aus einer nur 0,55 Hektar (!) grossen Einzellage namens Faraona (siehe Verkostungsnotizen).

Aber auch Weingrössen wie z. B. der Portugiese Dirk Niepoort versuchen sich an der Rebsorte. Und vielleicht die rarsten Mencías sind die Weine des schillernden Tausendsassas Raul Pérez. So entstammt seiner Hand der bereits erwähnte El Pecado. Sein neuestes Unterfangen La Vizcaína im Bierzo produziert nur eine Handvoll Weine. Der Eindruck kann entstehen, als habe sein erster Jahrgang 2011 nie existiert, selbst wenn man den Spürhund-Qualitäten von Google vertraut.

Zu diesen und anderen Mencía Weinen möchte ich im Folgenden meine Eindrücke wiedergeben.

Durch Klicken auf die Händler-Links gelangen Sie direkt auf die Produktseite des jeweiligen Online-Shops.

2008 Ladredo, Niepoort Vinhos (D.O.Ribeira Sacra): 60 % Grenache, 40 % Mencía

D: ca. 40,90 EUR, Hispavinus / CH: nicht erhältlich

«Projekt-Wein» von Dirk Niepoort. Läuft aufgrund des hohen Grenache-Anteils eigentlich ausser Konkurrenz. Wunderbar floral an der Nase. Am Gaumen eine präsente Säure mit frischem Kirscharoma, sehr intensiver Mineralität und Mandeln, weissem Pfeffer, Nelken und Kardamom im Abgang. Die Säure wirkt etwas zu dominant, wird allerdings durch die gute Frucht und das stabile Tanningerüst abgefedert. Mit mehr Luft zeigt der Wein bereits deutliche Oxidationsnoten.

17/20 austrinken

2009 Lalama, Dominio do Bibei (D.O.Ribeira Sacra): 90 % Mencía, 7 % Grenache, 3 % Mouraton

D: 16,90 EUR, Cielo del Vino / CH: 26,- CHF, Vintra SA

20 Monate in Barriques und weitere 14 Monate in der Flasche gereift. Typische rot-florale Nase mit nur leichtem Holzeinfluss. Anfangs noch sehr verschlossen an der Nase mit leichten Anklängen von roten Johannisbeeren, feinen Gewürznoten und ausgeprägter Mineralität. Mit mehr Luftzufuhr grössere Intensität mit dumpfen Noten von eingekochten Pflaumen und noch mehr roten Beeren und Gewürzen. Am Gaumen eine prägnante Säure mit kaum wahrnehmbaren Tanninen im mittellangen, recht eleganten Abgang. Unbedingt dekantieren oder noch 1–2 Jahre liegen lassen.

17+/20 2014–2020

2009 Lacima, Dominio do Bibei (D.O. Ribeira Sacra): 85 % Mencía, 15 % Brancellao

D: 44,90 EUR, Gourmondo / CH: 54,- CHF, Vintra SA

Ebenfalls 20 Monate in Barriques und 14 Monate in der Flasche gereift. Aus 50–100 Jahre alten Mencía-Reben. Ein ehrwürdiger «grosser» Bruder. Stilistisch sehr ähnlich dem Lalama, aber in allem einen Deut besser. Intensivere, rotbeerige Frucht und vor allem eine dichtere Struktur, die dem Säuregehalt deutlich besser tut. Auch der Holzausbau macht sich hier deutlicher bemerkbar, allerdings im besten Sinne: Er verleiht dem Wein eine schöne Wärme, eine tolle Eleganz und eine schöne Länge mit kaum spürbaren Tanninen. Der Wein hat noch ein langes Leben mit grossem Entwicklungspotenzial vor sich und wird die jetzt nur leicht spürbare Tiefe in grössere Komplexität wandeln. Noch mindestens 2 Jahre warten.

18+/20 2015–2022

2011 El Pecado, Raul Pérez (D.O. Ribeira Sacra): 85 % Mencía, 10 % Caiño, 5 % Bastardo

D: nicht erhältlich / CH: 65,- CHF (2010), Paul Ullrich AG

Sehr intensive Nase mit einem süssen Charakter, aber auch Zitrusnoten sind präsent, zudem sehr floral, Lavendel, Veilchenpastillen, Rosenblätter und Akazienhonig. Mit mehr Luft an einen intensiven Kräutergarten erinnernd, aber auch Kirschlolli-Anklänge. Sehr vielschichtig und komplex. Allein das Riechen bringt Freude pur. Das Kräuterige

schlägt am Gaumen in eine Maskulinität um, die etwas von Rohöl hat. Unwahrscheinlich fein, balanciert und ausgewogen, dies trotz eines deutlich jungen Tanningerüsts. Sehr frisch und lang im Abgang mit feinem Aroma von weissem Pfeffer. Sehr schön in der Fruchtphase befindlich. Jetzt bereits ein Hochgenuss und in Zukunft sicher noch an Komplexität zunehmend.

18+/20 trinken –2030

2008 Avanthia, Bodegas Avanthia (D.O. Valdeorras): 100 % Mencía

D: 30,90 EUR, Vinogusta / CH: 44,30 CHF, spanienweinonline.ch

Die Nase schreit: Pinot! Pinot! Pinot! Weisser Pfeffer, Walderdbeeren und eine deutlich erdige Note kommen zum Vorschein. Insgesamt ein guter Grad an Komplexität und Tiefe. Auch am Gaumen sehr nah an einem klassischen Burgunder. Selbst der Holzeindruck wirkt ähnlich und die Säure sorgt für eine schöne Klarheit und Frische. Sicher der «Pinot lastigste» Mencíader Verkostung. Dadurch sogar eine Spur zu untypisch für die Rebsorte. Trotzdem ausgesprochen gut und mit noch mindestens 5 Jahren Leben vor sich.

18/20 trinken –2019

2011 «El Rapolao», La Vizcaína (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

nicht mehr erhältlich

An der Nase etwas unfertig wirkend. Zu Beginn «stoffig», noch an Most erinnernd, mit mehr Luft eine angenehme Würze, die durch Lavendel geprägt wird. Noch sehr wenig Frucht mit einem gewaltigen Tannineindruck. Ein guter Säureeindruck, aber alles wirkt noch unfertig und völlig «all over the place«. Bin mir unsicher, ob der Wein im jetzigen Stadium so gewollt ist.

15+/20

2011 La Vitoriana, La Vizcaína (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

nicht mehr erhältlich

Kaffee und geröstetes Brot an der Nase mit Anklängen von Marzipan. Am Gaumen Rosen- und Veilchenduft, zudem Noten von Orangenschalen, Sauerkirschen und roten Johannisbeeren. Sehr floral mit einem süssen Kern, aber auch noch sehr jung und tanninlastig. Um sich entfalten zu können, braucht der Wein sicher noch 1–2 Jahre Zeit.

17+/20 2015–2020

2011 La Poulosa, La Vizcaína (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

nicht mehr erhältlich

An der Nase sehr fein und von Kräutern geprägt. Auch eine Minznote ist spürbar, sowie sehr steinigmineralische Noten. Ebenfalls sehr floral, aber eher von weissen Blumen als von Lavendel oder Veilchen geprägt. Ein schöner Süsseeindruck macht den Wein bereits jetzt zugänglich, auch wenn er ebenfalls noch mit jungen Tanninen ausgestattet ist. 1–2 Jahre warten.

17+/20 2015–2020

2010 Baltos, Dominio de Tares (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 9,50 EUR, Bremer Weinkolleg / CH: 15,90 CHF, Schubi Weine

Recht offen an der Nase, dunkle Kirschen mit Kaffee- und Röstaromen, die von einem präsenten, aber eben noch tolerablen Holzausbau herrühren. Steinig-mineralisch mit guter, aber zurückhaltender Säure, Alkohol noch etwas wirsch, mit leicht bitteren Tanninen. Wenn auch für mich Mencía-untypisch: Für den geringen Preis ein sehr attraktives Gesamtpaket.

16+/20 trinken –2017

2005 Bembibre, Dominio de Tares (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

nicht mehr erhältlich

Auch dieser Wein hat einen «dunklen» Charakter mit etwas diffusen, reduktiven Aromen und noch recht festen Tanninen. Die Frucht befindet sich zu sehr im Hintergrund, auch florale Noten sucht man hier vergebens. Mit zunehmendem Sauerstoffkontakt sind auch Oxidationsnoten spürbar. Der Wein hat zwar den Körper und die Kraft eines sehr guten Weines, doch ist er nicht in Balance und die vom Holzausbau herrührenden Aromen sind anstrengend und überlagernd. Vielleicht ist der Wein bereits «übern Berg«?

15+/20 austrinken

2007 Bembibre, Dominio de Tares (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 28,90 EUR, Bremer Weinkolleg / CH: 47,50 CHF, Ad Libitum

Ähnlich im Profil wie der 2005er, doch etwas klarer und frischer, aber leider im Grundcharakter nicht grundsätzlich fruchtiger. Es überwiegen Kaffee- und Röstaromen, die roten und schwarzen Beeren bleiben auch mit mehr Luftkontakt weitestgehend im Hintergrund. Strukturell fett und sicher kein schlechter Wein, nur leider zu monoton. Keine gute Interpretation eines Mencía.

16/20 trinken –2016

2003 P. 3, Dominio de Tares (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

nicht mehr erhältlich

Leicht reduktiv an der Nase mit süssen Tönen von Dörrobst, Kaffee, Rauch und Schokolade. Keinerlei Oxidationsnoten, der Wein wirkt nicht gealtert, vielmehr sehr schön gereift. Sauber strukturiert mit gutem, vollem Körper, gute Säure und noch feste Tannine, die aber nicht mehr störend wirken, Brombeeren und Kirschen am Gaumen mit dunkel geröstetem Espresso im langen und balancierten Abgang. Bei diesem Wein funktioniert genau das, was bei den «Bembibre» Weinen zu undefiniert wirkt. Hat sicher noch 2–3 Jahre vor sich, lässt sich derzeit aber wunderbar trinken.

18/20 trinken –2016

2008 Cepas Viejas, Dominio de Tares (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: nicht mehr erhältlich / CH: 22,60 CHF, Evino

Die «alten Reben» von Tares geben sich sehr offen an der Nase. Eher würzig als floral mit Anklängen von roten und schwarzen Johannisbeeren. Am Gaumen dann feiner mit tollem, Pinot-Noir-ähnlichem Kern und schöner Säure, noch recht tanninreich, aber durch seine klare Rotfruchtigkeit sehr gut ausbalanciert. Für Tares eher untypisch, für mich sein authentischster Mencía.

17/20 trinken –2018

2009 Cepas Viejas, Dominio de Tares (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

noch nicht erhältlich

An der Nase vergleichsweise zurückhaltend. Am Gaumen sehr ähnlich dem 2008er, allerdings deutlich «enger gestrickt«. Die Säure offenbart sich sehr vielversprechend, jedoch sind die Tannine derzeit noch sehr adstringierend, und auch nach viel Luftkontakt

versteckt sich die rotbeerige Frucht noch sehr stark im Hintergrund. In 1–2 Jahren ist hier sicher ein deutlich offenerer Wein zu finden.

16+/20 2015–2020

2007 Altos de Losada, Finca Losada (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 13,95 EUR, Wein und Kunst / CH: 40,- CHF, Schubi Weine

Tolle, sehr aromatische Nase mit Kirsch- und Cassisaromen. Am Gaumen sticht insbesondere ein florales Veilchenaroma hervor, und auch ein deutlicher Holzton ist wahrnehmbar, der aber schon abgeschwächt scheint. Leicht adstringierendes Tanningerüst, das bereits sehr abgeschliffen anmutet. Schöner aromatischer Kern mit

mehr Kirschen, Veilchen und Lakritze. Sehr kräftig in der Gesamtwahrnehmung und durchaus noch nicht ausgereift wirkend. Hat sicher noch 5 Jahre vor sich.

17+/20 trinken –2018

2006 Xestal, Bodegas Gancedo (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 14,90 EUR, Vinogusta / CH: nicht erhältlich

Schöne Gewürzaromatik an der Nase, aber auch mit den typischen Veilchenanklängen sowie Kirschen und Himbeeren. Am Gaumen ein deutlicher Eindruck von Minze, der von

der feinen Säure und einem gewissen Alkoholeindruck positiv verstärkt wird. Noch zupackende Tannine, die im mittellangen Abgang aber nicht störend wirken. Jetzt bereits schön zu trinken, hat aber sicher noch 3–5 Jahre vor sich.

17/20 trinken –2018

2008 Pittacum, Bodegas Pittacum (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 11,- EUR, InBarrique / CH: 16,40 CHF, spanienweinonline.ch

Sehr verhaltene, rotbeerig-floral anmutende Nase, mit mehr Luft auch Aromen von Süsskirschen und Karamell. Mineralisch-steinig am Gaumen, sehr schön «clean» mit feiner Frucht, dezenter Tanninstruktur und mittellangem Abgang. Sehr gut gemacht, aber auch etwas unspektakulär mit wenig Komplexität.

16/20 trinken –2017

2007 Aurea, Bodegas Pittacum (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 29,90 EUR, vinos.de / CH: 45,- CHF, Divo

Sehr offene, konzentrierte Nase mit aromatisch deutlichem Holzeinfluss, der Aromen  von Bitterschokolade und Weihrauch zutage fördert. Sehr wenig Grazie oder Pinot-Stilistik,

die Säurestruktur am Gaumen verrät aber die Rebsorte. Der Wein hat grosse Gestalt mit dominierenden Kaffee- und Röstaromen. Unstrittig ein ausgezeichneter Wein, auch wenn kein klassischer Mencía-Charakter vorhanden ist.

17+/20 trinken –2022

2011 Petalos, Descendientes de J. Palacios (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 10,90 EUR, Amadoro / CH: 17,50 CHF, Vino Vintana

Der Wein heisst nicht ohne Grund «Blütenblätter«: Veilchen und Rosen an der Nase, aber trotz der Blumigkeit saftig rotbeerig im Hintergrund. Am Gaumen setzt sich insbesondere die Veilchenaromatik fort, die sich herrlich unverfälscht, unbeeinflusst zeigt. Die Tannine sind noch deutlich präsent, aber überhaupt nicht raumgreifend im gut strukturierten

Körper. Die nur mässige Komplexität und der nicht allzu mächtige Körper sind die einzigen echten Schwächen des Weines. Pur und rein. 100 % Mencía, nicht nur auf dem Papier. Und von älteren Jahrgängen weiss ich: er wird sogar noch besser.

17+/20 trinken –2018

2001 Villa de Corullon, Descendientes de J. Palacios (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: nicht erhältlich / CH: 55,- CHF, Vinpark.ch

Erster Jahrgang für Palacios im Bierzo. Noch wunderbar trinkbar mit so gut wie keiner Oxidation. Feine Kräuternoten, aber auch Kirsche und Lakritz bestimmen den aromatischen Charakter des Weines. In Tasting Notes aus 2004 attestierte man ihm, recht harsch und tanninlastig zu sein. Auch Parker gestand sich damals mangels Erfahrung mit der Rebsorte ein, nicht einschätzen zu können, wie oder ob der Wein eine Alterungsfähigkeit hat. Jetzt wissen wir es: Er reift hervorragend und ein Alter von 12 Jahren tut dem Corullon sehr gut. Jetzt trinken oder noch 3–4 Jahre liegen lassen.

18/20 trinken –2017

2007 Villa de Corullon, Descendientes de J. Palacios (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: nicht erhältlich / CH: 45,- CHF, finewines.ch

Noch sehr verschlossen an der Nase, mit mineralisch geprägten Noten von Lavendel, Kirschen und etwas Rauch. Am Gaumen dicht mit deutlichen Tanninen und einer schönen Säure, wunderbar frisch und nur wenig durch das Holz gezeichnet. Noch nicht da, wo er hingehört, aber sicher auf dem besten Wege.

17+/20 2015–2025

2008 Villa de Corullon, Descendientes de J. Palacios (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 36,90 EUR, vinos.de / CH: nicht erhältlich

Dem 2007er sehr ähnlich mit einer noch stärker reservierten Nase. Am Gaumen allerdings wunderbar klar und fokussiert mit dem richtigen Rüstzeug für die kommenden Jahre. Er wirkt sogar noch eine Spur balancierter und kraftvoller als der 2007er, wenn auch zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr wenig offenlegend.

17+/20 2016–2026

2009 Las Lamas, Descendientes de J. Palacios (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: nicht mehr erhältlich / CH: 108,15 CHF, Flaschenpost

An der Nase noch enorm verschlossen mit Andeutungen von Gewürzen, Himbeeren und Kirschen, die grosse Komplexität ist bisher nur im Ansatz zu erkennen. Am Gaumen unwahrscheinlich balanciert und grazil mit einer wunderbar warmen Süsse, die durch eine frische Säure ins Gleichgewicht gebracht wird. Im sehr langen, tanninreichen Abgang nachhaltig floral und mineralisch. Noch mindestens 3 Jahre liegen lassen.

18+/20 2016–2028

2010 Moncerbal, Descendientes de J. Palacios (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 95,- EUR (2008), Kölner Weinkeller / CH: 105,- CHF, Casa del Vino

An der Nase ebenfalls noch sehr zurückhaltend, mineralische Noten und feine rote Früchte überwiegen in der Wahrnehmung. Die Tiefe und Vielschichtigkeit äussern sich nur in Andeutungen, sind aber nicht wegzudiskutieren. Genauso wenig wie der enorm lange, noch adstringierende Abgang. Extrem vornehmer, grosser Wein und derzeit eine «intellektuelle» Herausforderung. Noch unbedingt mindestens 3 Jahre warten.

18+/20 2016–2030

2010 La Faraona, Descendientes de J. Palacios (D.O. Bierzo): 100 % Mencía

D: 399,- EUR (2009), vinos.de / CH: 600,- CHF, Casa del Vino

Nur 1064 Flaschen Gesamtproduktion. Völlig verschlossen an der Nase, erst nach mehreren Stunden Sauerstoffkontakt lässt sich der Wein zum Leben erwecken, dennoch wirkt alles enorm zurückgenommen und gleichzeitig unendlich vornehm. Die mineralische rote Frucht wirkt «laserhaft» präzise und der Eindruck von warmem Holz ergänzt den Wein auf perfekte Weise. Die Klarheit, Balance, die nur hauchdünnen Tannine und der unfassbar nachhaltige Abgang befehlen geradezu den Vergleich mit einem grossen Burgunder. Unbedingt noch mindestens 5 Jahre warten.

19+/20 2018–2043

5 Kommentare

  1. Ich hatte zufällig gestern erst wieder den Mencia „Vico“ von Raul Perez im Glas. Das war seinerzeit auch eine Weinlakai-Empfehlung. Ein Frankfurter Weinhändler hatte in aus den USA Re-Importiert. Es ist großartiger, tiefgründiger Wein mit viel Potential. Leider ist er in Deutschland so gut wie nicht zu bekommen. Tipps, Bezugsquellen?

  2. @ Frank

    Ja, der Vico war/ist sagenhaft. Wüsste nicht, wo man ihn in D noch finden könnte. Nur ein Händler in der Schweiz bietet den 2010er für 26,- CHF an. Aber eine Lieferung nach D kann man vergessen. Zu teuer, zu kompliziert. Aber der WeinWisser hat ja jede Menge Schweizer Leser 🙂

    In Sachen Preis/Genuss ist aber nach wie vor der Petalos uneingeschränkt empfehlenswert. Insbesondere für den in diesem Artikel genannten Preis (ist eine Sonderaktion).

    Wenn auch etwas teurer, hat mich der o.g. Avanthia echt umgehauen. Selbst für 30,- EUR eine 100%ige Empfehlung wert.

    Cheers

    Der Lakai

  3. Hallo allerseits

    Auch ich bin ein uneingeschränkter Liebhaber der Mencia-Traube und trinke die

    Weine von Palacios und überhaupt aus dem Bierzo jederzeit sehr gerne. Kann nur empfehlen, den einen oder anderen Tropfen wegzulegen, denn die sind haltbar.

    Ich veranstalte hier in der Schweiz häufig Seminare zum Thema „Autochthone Rebsorten“ und bringe hin und wieder einen Mencia darin. Hält jedem Vergleich mit guten Pinot Noirs stand.

    Weiterhin viel genuss und Spass mit diesen Weinen

    Wolfgang

  4. Also der Petalos altert nach meiner Erfahrung sehr schlecht. Vor 2 Jahren habe ich 6 Fl. des 2009’ers gekauft. Die noch in 2011 geöffnete erste Flasche fand ich sehr schön.

    Die nächste Fl. habe ich denn erst im Mai 2013 aufgemacht und schon da zeigte der Wein deutlich merkbare Alterungsnoten (leichtes Sherry-Aroma in Nase und Mund, rumtopfige Frucht…).

    Jetzt vor wenigen Wochen eine weitere Flasche geöffnet und das gleiche Ergebnis. Insb. nach einem Tag in der offenen Flasche war der Wein schon ziemlich hinüber. Sehr enttäuschend für einen Wein, der erst 4 Jahre auf dem Buckel hat.

  5. Hallo,

    ersteinmal großen Dank für die seinerzeitige Petalos-Empfehlung und überhaupt dafür, dass Sie ab und an auf nicht so gängige Rebsorten orientieren.

    Den Petalos 2009 sowie den 2010er und den 2011er habe ich mittlerweile im Keller. Fallen schon recht verschieden aus; die brauchen schon jeweils eine Zeit für ihre Trinkreife. Der 2009er ist zu einem meiner Lieblingsweine geworden, den ich sogar bei Freunden unterbringen konnte. Neulich hatte ich wieder einmal einen 2009er im Glas: Köstlich, floral mit würzigem Unterton und einer herrlichen Frische ganz spät im Nachhhall! Ich kann den Eindruck von von „GoBenn71“ ganz und gar nicht bestätigen. M.E. wird der 2009er sogar noch etwa 3-4 Jahre gut zu trinken sein.

    BG

Kommentar hinterlassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.