Interview: Nu(h)r ein bisschen weinselig

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Dieter Nuhr und Wein: ein Interview

Comedian und Kabarettist Dieter Nuhr gehört zu den bekanntesten und vielseitigsten Unterhaltungskünstlern in Deutschland. Nicht nur hat er den Sprung von der Bühne in die Fernsehunterhaltung erfolgreich gemeistert, er erweiterte auch sein Comedy-geprägtes Repertoire durch politisches Kabarett: Mit dem «Satiregipfel» trat er in die Fußstapfen einer Kultfigur wie Dieter Hildebrandt. Der Bühne ist er dennoch treu geblieben, und so tourt er nach wie vor jedes Jahr durch die ganze Republik. Mit dem WeinWisser sprach Dieter Nuhr nun über seine bislang nur wenig bekannte Leidenschaft: Wein.

Dieter

Tobias Treppenhauer: Bevor wir zum Eigentlichen kommen: Was treiben Sie derzeit? Dieter Nuhr: Ich spiele gerade mein neues Programm ein, «Nuhr ein Traum». Das beschäftigt sich unter anderem mit der Beziehung von Wahn und Wirklichkeit. Es ist also wie gemacht für Weintrinker.

Tobias Treppenhauer: Wann war Ihre erste bewusste Begegnung mit Wein?

Dieter Nuhr: Wir haben als Minderjährige unsere ersten Weinerfahrungen gemacht, damals noch unter dem Einfluss starker monetärer Knappheit. In den 70ern präferierten wir deshalb Wein in seiner billigen Variante, gerne in Korbflaschen. Das war flüssiger Kopfschmerz. Erst der Versuch der Österreicher, den Wein als Giftstoff anzubieten, hat dann bei uns Jugendlichen ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass man darauf achten sollte, was man so an Alkoholischem in den Körper einführt. Heute bin ich mit dem ehemaligen Kanzlerkandidaten der SPD, die Älteren erinnern sich vielleicht noch an Herrn Steinbrück, einig: Was unter fünf Euro kostet, enthält wahrscheinlich keinen Wein.

Tobias Treppenhauer: Sind Sie Rot- oder Weißweintrinker?

Dieter Nuhr: Sommer weiß, Winter rot. Warum auch immer. Aber wenn’s draußen warm ist, sollte der Wein kalt sein.

Tobias Treppenhauer: Kommt der Wein bei Ihnen aus Deutschland oder schweifen Sie

in die Ferne?

Dieter Nuhr: Ganz ehrlich? Ich liebe neuseeländische und südafrikanische Weißweine. Tradition hin oder her, aber der Sauvignon Blanc von da ist nicht zu toppen. Der Rotwein kommt bei mir zum größten Teil aus Österreich. Der Glykolskandal war damals das Beste, was denen passieren konnte. Heute machen sie große Rotweine!

Tobias Treppenhauer: Haben Sie immer ein paar Fläschchen im Haus? Wenn ja, welche und wo werden sie gelagert?

Dieter Nuhr: Im Keller. Da gehört der Wein nun mal hin. Und immer genug Weißwein im Kühlschrank. Bei Weißwein finde ich es penetrant, wenn er nicht mehr nach Traube, sondern nur noch nach den Holzspänen schmeckt, die man reingeworfen hat. Das ist eine Mode, die hoffentlich bald wieder ein Ende findet. Alles andere ist herzlich willkommen. Ach ja, noch eins. Die Welt wäre ohne Gewürztraminer auch nicht ärmer.

Tobias Treppenhauer: Haben Sie einen ausgesprochenen Lieblingswein?

Dieter Nuhr: Bei den Weißen Sauvignon Blanc, bei den Roten Cabernet. Aber ich lasse mich gerne auch von anderem überzeugen. Hauptsache kein Chardonnay Eiche furniert.

Tobias Treppenhauer: Wein immer zum Essen oder besser «unverdünnt»?

Dieter Nuhr: So oder so. Aber nicht zum Frühstück.

Tobias Treppenhauer: Schlürfen Sie oder «beatmen» Sie den Wein anderweitig?

Dieter Nuhr: Also ein Rotwein sollte schon ein bisschen offen stehen, bevor er geschluckt wird. Ansonsten versuche ich zu trinken, ohne meine Umwelt zu belästigen. Offensives Weinkauen und anschließendes begeistertes Rufen von Begriffen wie Nelke, Haselnuss oder Pfeffer finde ich eher peinlich.

Tobias Treppenhauer: Welchen ziehen Sie vor: den «Oppenheimer Sackträger» oder den «Kröver Nacktarsch»?

Dieter Nuhr: Alles, was nicht sperrig, holzig oder bitter schmeckt. Die genannten Weine lassen mich allerdings eher den Begriff «rauchig» assoziieren. Solche Weine trank immer mein Großvater, während er die Bude mit seinen schweren Zigarren einnebelte … Das war kurz nach dem Krieg.

Tobias Treppenhauer: Was entgegnen Sie einem Weinfreund, der Ihnen mitteilt, bei dem Wein störe ihn der «Sponti-Stinker»?

Dieter Nuhr: Ich empfehle, nicht auf dem Klo weiterzutrinken, sondern mal auf die Terrasse zu gehen. Oder nach drinnen, wenn draußen in der Nähe gedüngt wurde.

Tobias Treppenhauer: Was halten Sie von Weinbeschreibungen wie: «An der Nase jugendlich und leicht grün wirkend, jedoch am Gaumen fulminant zupackend und mit einer den Mund vollständig auskleidenden satten, schwarzen Frucht, die in einem schier unendlichen Nachhall ausklingt»?

Dieter Nuhr: Ich denke, wenn das Leben keinen anderen Inhalt kennt als edle alkoholische Getränke, dann muss sich das Vokabular anpassen. Wenn jemand glaubt, dass solche Sätze einen semantischen Inhalt besitzen, dann sollte man ihn in dem Glauben lassen. Jeder findet seinen eigenen Weg, der Sterblichkeit einen Sinn abzutrotzen. Die einen malen, andere machen Musik. Und der Dritte säuft und unterfüttert das ideologisch.

Tobias Treppenhauer: Was unternehmen Sie gegen einen Kater?

Dieter Nuhr: Nichts. Ich bin Genusstrinker und saufe nie in solchen Mengen, dass das Problem auftreten würde. Mein Tipp an Vieltrinker: Wasser ist zwar geschmacksfrei, schützt aber das Hirn vor Dehydrierung …

Tobias Treppenhauer: Herr Nuhr, vielen Dank für das Gespräch.

Informationen zu den aktuellen Tourdaten von Dieter Nuhr: www.nuhr.de

2 Kommentare

  1. Hi Tobias , geiler Bursche der Nuhr , aber Gewürztraminer ?! , da gibts aber was auf die Mütze . Ich sach nur :Südtiroler Gwtr.oder ein Tropfen aus dem Elsaß , hier speziell vom Gut Josmeyer . Na ,es kann einem ja niet allet schmecken .

    Grüsse Hajo B.

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