Ein Châteauneuf aus Kalifornien!

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2006 Tablas Creek "Esprit de Beaucastel" (Rotwein, USA)
Die reine Punktebewertung eines Weins ist nie ausreichend, um das dahinter liegende Konzept eines Winzers zu verdeutlichen. So wurde die heutige Empfehlung zwar von mehreren aussagekräftigen Weinpublikationen mit 93 Punkten dekoriert, doch neben dem Fakt, dass ich diese Bewertung ausnahmsweise etwas zurückhaltend finde, sind andere Dinge deutlich erwähnenswerter. Allem voran die Tatsachen, dass er ein jetzt schon verdammt leckerer Wein ist und durch seine ungewöhnliche Stilistik eine tolle Bereicherung des Erfahrungsschatzes eines jeden Weintrinkers darstellt.

Das kalifornische Weingut Tablas Creek in Paso Robles ist eine Kooperation zwischen dem Kultweingut Château Beaucastel in Châteauneuf-du-Pape (CDP) an der südlichen Rhône und
dem ehemaligen Importeur von französischen Spitzenweinen, Robert Haas.
Nicht nur entstehen dadurch sehr frankophile Weine, der "Esprit de
Beaucastel" wird ganz nach der Tradition seines französischen Urahns
vinifiziert. Ein Experiment, das erstaunlich gut funktioniert und einen
Wein
produziert, der fast wie ein aus heißem Jahrgang (2003!) stammender CDP wirkt. In Deutschland absolut rar und bei nur einem Händler zu erstehen.

Die französischen Weine aus CDP zeichnen sich durch eine ganz eigene Aromatik aus. Diese wird durch zwei Faktoren besonders geprägt: Zum einen handelt es sich immer um Verschnitte, die bis zu 13 klar definierte Rebsorten enthalten dürfen, zum anderen haben die Weine fast immer gewisse Gewürznoten ("garrigue"), die u.a. durch auf den Weinbergen wachsende Thymian-, Lavendel- und Rosmarinsträucher entstehen.

Das Château Beaucastel in Châteauneuf-du-Pape ist eines der prestigreichsten und besten Adressen der Gegend – gleich mehrere mit 100 Punkten ausgezeichnete Weine stammen aus diesem Hause. Der von hier stammende CDP hat eine ganz eigene Stilistik, da Beaucastel als einziges Gut die Rebsorte Mourvèdre als vorherrschende Traube in seinen Cuveès verwendet. Seine Nachbarn vertrauen hier in aller Regel auf Grenache.

Auch der "Esprit de Beaucastel" besteht aus 45% Mourvèdre, 28% Grenache, 22% Syrah und 5% Counoise. Erstere Rebsorte steht für Aromen von dunkelroten Früchten, Gewürzen und Erde. Grenache hingegen steht für eine sehr zugängliche, frische Fruchtaromatik, die eher im hellroten Bereich angesiedelt ist. D.h. durch den großen Anteil von Mourvèdre präsentieren sich die Beaucastel-Weine, aber auch der "Esprit de Beaucastel", etwas würziger und dunkler im Geschmack.

Tablas Creek baut den "Esprit de Beaucastel" auf der Fläche seines 48 Hektar großen Rebbestand an. Dieser wird rein organisch behandelt und die heutige Empfehlung wurde spontan in Stahl vergoren – d.h. es wurde keine künstliche Hefe zugesetzt, sondern der Gärprozess startete durch in der Luft natürlich vorkommende Hefe.

Der Wein wurde in 4.500 Litern fassenden Foudres aus französischer Eiche ausgebaut worden und nach knapp 2 Jahren ungeklärt und ohne Filtration in die Flasche gefüllt.

Der 2006er "Esprit de Beaucastel" ist aus meiner Sicht eine mehr als gelungene Interpretation eines guten Châteauneuf-du-Pape. Den Stempel "Born in the USA" möchte der Wein überhaupt nicht verbergen. Vielmehr überzeugt die heutige Empfehlung durch alle positiven Eigenschaften eines amerikanischen Rotweins: sonnengeprägte Aromatik und verführische Zugänglichkeit, ohne dabei "over the top" bzw. klebrig zu wirken.

Auch andere Weingüter versuchen in Kalifornien dem Stil der südlichen Rhône nachzueifern. Diese als "Rhône Ranger" bekannten Weine sind insgesamt sehr verheißungsvoll, auch wenn nur wenige das Know-How eines etablierten Guts aus der "originalen" Gegend mitbringen. Zudem sind die jetzt schon etablierten "Rhône Ranger" teils unbezahlbar geworden.

Der "Esprit de Beaucastel" ist zwar nicht billig, er ist aber vergleichsweise günstig. Seine schöne Frucht und sein satter Körper stehen zudem für ein langes Leben. D.h. man kann ihn jetzt fabelhaft genießen, kann sich aber auch noch locker 10 Jahre Zeit lassen.

2006 Tablas Creek "Esprit de Beaucastel" (Rotwein, USA)

Auge: Tiefes Rot mit hellem Rand.

Nase: Opulente Aromen von Unterholz, Heidelbeeren, Brombeeren, Kaffeebohnen, Gewürzen und Lakritz. Frisch und mineralisch an der Nase.

Mund: Sehr balanciert: kräfitg, aber elegant. Lebhafte Aromen von Heidelbeeren, Himbeeren und schwarzen Johannisbeeren mit einem Hauch Muskat, Zedernholz und Kokosnuss. Komplexer, langer Abgang mit einer lehmigen und erdigen Ausprägung, die zudem florale Noten enthält. Wieder eine frische Mineralität im Gesamtbild.

Sonstiges: Besteht aus 45% Mourvèdre, 28% Grenache, 22% Syrah und 5% Counoise. Jetzt und bis 2019 zu trinken.

93 Punkte

(Quellen: International Wine Cellar, Josh Raynolds, Dezember 2008: 93 Punkte / Wine Spectator, James Laube, März 2009: 93 Punkte / Wine Advocate, Robert Parker, August 2009: 92 Punkte)


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10 Kommentare

  1. tut mir leid

    das kann ich nun ueberhaupt nicht nachvollziehen. Aber bitte sehr, dies ist meine persoenliche Meinung.
    Das kommt mir immer so vor, als wenn sich jemand genuesslich ein ‚Budweiser‘ trinkt, und danach behauptet, es waere das beste Bier der Welt.
    Sorry……………………………………

  2. mir auch

    Was können Sie nicht nachvollziehen? Das guter Wein aus den USA kommen kann? Falls dem so ist, sollten Sie sich etwas eingehender mit der Gegend beschäftigen. Hier ein völlig überholtes Vorurteil auszupacken hat nichts mit Ihrer „persönlichen Meinung“ zu tun, es macht lediglich deutlich, dass Sie bisher nicht den richtigen Wein probiert haben… apropos: heutige Empfehlung ist so einer 🙂
    Cheers
    Der Weinlakai

  3. Sehr geehrter Herr Treppenhauer,

    nicht dass wir uns missverstehen. Ich bin kein Wein-Kenner, ich bin Wein-Trinker, und trinke jeden Tag eine Flasche Wein: seit meinem 14. Lebens-Jahr ist mein Lebens-Elixier.
    Aber so meine Gedanken mache ih mir schon. So, z.B. wie koennen US-Amis, Sued-Afrikaner oderAustralier, etwas imitieren, was auf einer jahrhunderte lange Erfahrung und Tradition basiert ? ?
    Da ich ein Liebhaber der franzoesischen Weine bin, stelle ich mir gerade vor, wie man die Ufer der Loire, Rhone, Isere, Garonne, etc.etc. in einen anderen Kontinent transferiert 🙂 :-)…………………………
    Und wieviel %ualen Anteil darf man selbst in meinen geliebten Wein aus ‚France, mit Weinen aus Marokko, Algerien oder Tunesien beimengen ? ?
    Oder nehmen wir die Stadt Leverkusen ! ! Na, muss ich deutlicher werden ? ?
    Geschenkt, lassen wir es dabei, waren ja nur die Gedanken eines kleinen Weintrinkers in Asien, der sich ueber jede Flasche Bordeaux freut, die ihm Freunde und Verwandte aus dem fernen Europa mitbringen. Auch wenn sie NUR 5 Euronen kostet…………………..
    Indiesem Sinne, einen froehlichen Tag bei einem Glas gut chambrierten ‚rouge‘

  4. und wenn ich mir dann noch

    so vorstelle:ein US-Ami geht ins Restaurant und liest die Wein-Karte und bestellt einen „scheitjunevvjudjupeip“ Diese Akustik: Herrrrliich ! ! !

  5. Schön,

    dass sich manche Kommentatoren selbst demontieren. Aufgrund der tendenziellen Fremdenfeindlichkeit und Hohlheit zwar schon knapp an der „Löschgrenze“, aber ich lasse es mal als abschreckendes Beispiel stehen…
    Cheers
    Der Weinlakai

  6. Habe ich was verpasst?

    Ich suche hier gerade vergebens den Kommentar mit „fremdenfeindlichem“ und „hohlem“ Inhalt. Lieber Blogkollege, haben Sie etwa den Beitrag doch gelöscht? Oder handelt es sich hierbei um eine bereits länger währende Fehde zwischen Ihnen und dem Kommentator? Es grüßt herzlichst aus der Fremde… Der Extreme-Couch-Hopper (kein Weinkenner!!!!) 😉

  7. He ist dieses ein großer Pfosten. Kann ich einen Teil auf ihm auf meinem Aufstellungsort benutzen? Ich würde selbstverständlich mit Ihrem Aufstellungsort verbinden, also konnten Leute den vollen Artikel lesen, wenn sie zu wünschten. Dankt jeder Weise.

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